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Nebenverdienst – Abzocke nimmt zu

In Deutschland geht die Furcht vor Arbeitslosigkeit und der Arbeitsmarktreform Hartz IV um. Das bringt offenbar auch verstärkt die auf Trab, die versuchen, mit den Ängsten der Betroffenen Kasse zu machen: Unseriöse Nebenverdienst-Angebote unterm Scheibenwischer, in Kleinanzeigen oder im Internet schießen wie Pilze aus dem Boden. „Der Dauerbrenner ist brandaktuell“, mahnt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg zur Vorsicht.

Wer auf Jobsuche ist oder sich etwas dazuverdienen will, muss zunehmend auf der Hut sein. Je verlockender und problemloser das Verdienstangebot klingt, desto mehr Misstrauen ist angebracht, wie auch Markus Saller, Jurist der Verbraucherzentrale Bayern warnt. Er meint: „Im Zuge von Hartz IV zeichnet sich der Trend ab, dass Leute in den nächsten Monaten verstärkt über Nebenjobs abgezockt werden.“

Der Trick, mit dem Arbeitssuchende über den Tisch gezogen werden, ist im Grunde genommen stets der Gleiche: Bevor die Betroffenen auch nur einen Cent verdienen, sollen sie erst einmal in Vorkasse treten. „Von den einen wird gefordert, dass sie einige Hundert oder Tausend Euro für den Einstieg in ein angeblich lukratives Geschäft hinblättern“, berichtet Castello. In Aussicht gestellt werden dafür beispielsweise vage Beteiligungen an Erotik-Web-Seiten oder ein Job als Testfahrer, Arbeiter auf einer Ölbohrinsel, Model für Foto und Film. Andere sollen Geräte oder Waren kaufen, die sie dann auf eigenes Risiko weiter veräussern müssen. Oder Gebühren für wertloses Informationsmaterial zahlen, auf eigene Kosten einen Lehrgang für den neuen Job oder einen Zugangscode zu einem Internet-Vertriebsportal finanzieren.

Manchmal wird auch nur einfach dadurch abkassiert, dass der Zettel am Auto oder die Kleinanzeige zum Rückruf animiert. Dann wird dem Job-Interessenten Geld aus der Tasche gezogen, indem er auf teuren 0190-Rufnummern oder Mehrwertdienstenummern mit endlos langen Bandansagen landet. Auch eine «normale» Ortswahl-Nummer kann tückisch sein, wenn sie den Anrufer zu einer anderen, teuren Nummer weiterschickt.

Um möglichen Argwohn zu dämpfen, werde den Interessenten aber immer viel Geld für wenig oder leichte Arbeit versprochen.

Doch auf ihren gesunden Menschenverstand könnten sich verzweifelte Menschen häufig nicht mehr verlassen. „Angesichts der tollen Verdienstaussichten von 1.000 Euro pro Woche setzt bei vielen ein besonderer Mechanismus ein“, sagt Castello und meint: „Die meisten gäben sich insgeheim auch mit der Hälfte oder einem Viertel davon zufrieden und schieben Bedenken beiseite.“ Genau darauf setzten die Betrüger. Argumente wie „wer einen eigenen Laden eröffnen will, muss ja auch zuerst investieren“ verstärke die Neigung zur Gutgläubigkeit – und zur finanziellen Vorleistung.

Einige der gängigsten Abzocker-Angebote, die ausgerechnet jetzt in Hülle und Fülle auftauchen: Startkapital und Schutzgebühr zahlen für das Füllen von Wundertüten, Falzen von Prospekten, den Zusammenbau von Kugelschreibern und Alarmsystemen, für Adressenschreiben in Heimarbeit, Abo-Werbung im Schneeballsystem, Fernsehgucken und Fragebogen ausfüllen, Spielzeug montieren. „Da muss man sich wundern, wie viele Kugelschreiber noch per Hand zusammengeschraubt werden müssen und warum es dafür noch keine Maschinen gibt“, meint Castello zur Flut solcher Nebenverdienst-Angebote. Grundsätzlich gelte der Rat: Niemand hat etwas zu verschenken. Schon gar nicht in Zeiten, in denen gut bezahlte Stellen und seriöse Nebenjobs eher Mangelware sind.
Hamburg/München (AP)

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