Pyramidenspiele und Kettenbriefe funktionieren nach dem Schneeballsystem und sind illegal. Im Grunde werden neue Mitglieder angeworben, welche einen mitunter recht hohen Mitgliedsbeitrag (oder wie dieser sonst auch immer genannt wird) zahlen müssen. Mit diesem Beitrag werden dann die Mitglieder, welche schon länger dabei sind, ausgezahlt. Tragen sich zu wenig neue Mitglieder ein, bricht das ganze System nieder. Das Unternehmen verschwindet und die Teilnehmer verlieren ihren kompletten Einsatz. Eine Analyse.
Was ist ein Pyramidenspiel?
Pyramidenspiele, Ponzi-Systeme und Schneeballsysteme benötigen zum Funktionieren eine stetig wachsende Anzahl an neuen Teilnehmern. Ein Hauptmerkmal dieser illegalen Systemen ist, dass Gewinne fast ausschliesslich über das eingesetzte Kapital neuer Mitglieder erwirtschaftet werden. Oftmals gibt es gar kein oder nur ein überteuertes Produkt.
Bereits bestehende Mitglieder werden an den Zahlungen der angeworbenen Mitglieder beteiligt. Deshalb verdienen die Gründer und jene Teilnehmer ganz gut, welche bereits lange dabei sind.
Oftmals sind illegale Pyramidenspiele nicht auf den ersten Blick erkennbar, da die Betreiber gezielt alle Einnahmen innerhalb des Systems verschieben und verschachteln und den Investoren eine Rendite vorgespielt wird.
Ein Grundmerkmal eines Schneeballsystems ist, dass nicht die Produkte und somit der Produktverkauf an erster Stelle steht, sondern das Anwerben neuer Teilnehmer. Man kann dies zum Teil auch erkennen, dass nur über Gewinnausschüttungen und Verdienstchancen geworben wird, die Produkte – wenn überhaupt – nur am Rande erwähnt werden.
Lieber noch ein paar unabhängige Meinungen einholen oder im Internet über das Unternehmen recherchieren, wenn einem etwas nicht ganz koscher vorkommt.
Vorsicht:
Wer daran teilnimmt und aktiv Partner wirbt macht sich unter Umständen strafbar.
Das österreichische Strafgesetzbuch § 168a StGB Ketten- oder Pyramidenspiele definiert dies folgendermaßen:
(1) Wer ein Gewinnerwartungssystem, dessen Teilnehmern gegen Einsatz ein Vermögensvorteil unter der Bedingung in Aussicht gestellt wird, daß diesem oder einem damit im Zusammenhang stehenden System unter den gleichen Bedingungen weitere Teilnehmer zugeführt werden, und bei dem die Erlangung des Vermögensvorteils ganz oder teilweise vom bedingungsgemäßen Verhalten jeweils weiterer Teilnehmer abhängt (Ketten- oder Pyramidenspiel),
- in Gang setzt oder veranstaltet oder
- durch Zusammenkünfte, Prospekte oder auf eine andere zur Anwerbung vieler Teilnehmer geeignete Weise verbreitet oder
- sonst die Verbreitung eines solchen Systems gewerbsmäßig fördert,
ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen, es sei denn, daß das System bloß zu gemeinnützigen Zwecken veranstaltet wird oder bloß Einsätze geringen Wertes verlangt werden.
(2) Wer durch die Tat eine größere Zahl von Menschen schwer geschädigt hat, ist mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen.
Heftig nicht?
Aber auch in Deutschland gibt es den § 16 Abs. 2 Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)
Wer es im geschäftlichen Verkehr unternimmt, Verbraucher zur Abnahme von Waren, Dienstleistungen oder Rechten durch das Versprechen zu veranlassen, sie würden entweder vom Veranstalter selbst oder von einem Dritten besondere Vorteile erlangen, wenn sie andere zum Abschluss gleichartiger Geschäfte veranlassen, die ihrerseits nach der Art dieser Werbung derartige Vorteile für eine entsprechende Werbung weiterer Abnehmer erlangen sollen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Ist ein Pyramidensystem immer illegal?
Nein, ein Pyramidensystem ist definitiv nicht in Vorhinein illegal. Im Prinzip ist unser komplettes Leben nach einer Pyramide aufgebaut. Wie folgende Illustrationen zeigen basiert fast jede Situation auf einer Pyramide. An der Spitze steht der Gründer bzw. Verantwortliche, dann folgt die nächste Ebene und darunter die weiteren. Eine Limit nach unten ist von Haus aus nicht vorgesehen.
Illegal an einer Pyramidenform ist nur die Art und Weise des Verdienstes. Salopp gesagt, wenn man nur an dem Kopfgeld eines neuen Teilnehmers verdient, handelt es sich um ein sogenanntes Pyramidenspiel bzw. Schneeballsystem.
Bei einem Schneeballsystem steht regelmäßig die Verdienstmöglichkeit für die Anwerbung von Neukunden im Vordergrund. Dies zeigt sich oftmals bereits bei der Bewerbung des Systems: Bei Schneeballsystemen wird mit Verdienstszenarien statt mit Konsumprodukten geworben.
Wo findet man illegale Schneeballsysteme?
Schneeballsysteme kommen sehr häufig bei Finanzprodukte vor.
Das bislang grösste Betrug wurde im Dezember 2008 bekannt. Bernard L. Madoff schädigte mit Hilfe eines vermeintlichen Hedgefonds seine Anleger um insgesamt ca. 65 Mrd. Dollar. Die Folge war eines der grössten Finanzskandale weltweit in der jüngeren Geschichte. Aber auch in Deutschland sorgte unter anderem der Infinus Skandal und der European Kings Club für negative Schlagzeilen.
Derzeit sind vor allem die Krytowährungen wie Bitcoin, Ether & Co – aufgrund deren rasanten Wertzuwachs – ein beliebtes Spielfeld für dubiose Unternehmen. Wobei zu sagen ist, dass nicht die Kryptowährungen an sich das Problem sind, sondern die Geschäfte, welche rund um diese Spekulationsobjekte aufgebaut werden.
Den Teilnehmern wird vorgegaukelt, in Bitcoins & Co zu investieren, dabei befinden sich diese, aufgrund des Geschäftsaufbaus in einem Pyramidenspiel. Also Vorsicht bitte.
Ist Networkmarketing und Multi-Level-Marketing (MLM) illegal?
Nein, keineswegs.
Unternehmen deren Vertriebsstruktur nach diesem Scham aufgebaut sind, sind durchwegs legal. Ich habe das Thema Networkmarketing und Multi-Level-Marketing schon des öfteren beschrieben, wie man hier nachlesen kann.
Das Problem ist, dass die illegalen Schneeballsystem Anbieter sich genau diesen Vertriebssystemen und deren Ausdruckweisen bedienen und somit den Anschein erwecken, dass grundsätzlich Networkmarketing und Multi-Level-Marketing illegal sei. Dem ist nicht so.
Networkmarketing beschreibt eher eine Tätigkeit, und diese ist das Um & Auf eines Selbständigen. Wer nicht laufend sein Netzwerk – also seine Interessenten und Kunden – erweitert und pflegt, wird früher oder später kaum Aufträge haben.
MLM ist eine Form des Strukturvertriebes und durchwegs legitim, sofern das Unternehmen diese Vertriebsform unterstützt und fördert. Es spricht nichts dagegen, wenn ein Unternehmen seine Geschäftspartner nicht nur für den Verkauf der Produkte bezahlt, sondern auch für die Anwerbung und Ausbildung neuer Geschäftspartner.
Kennzeichen von Pyramidenspielen und Ponzi-Systeme
Wenn bereits einer der Punkte zutrifft kann (aber muss nicht) es sich bereits um ein Pyramidenspiel, Ponzi-System, oder Schneeballsystem handeln.
- kein Produktverkauf
- hohe Profite durch ein einmaliges Investment
- System lebt vom Anwerben neuer Mitglieder
- keine korrektes Impressum
- fehlende Kontaktmöglichkeiten zum Unternehmen
- Webseiten noch im Aufbau
- reine Anwerbewebseiten, ohne die Produkte oder Dienstleistungen zu erklären
- Teilnahme nur nach Installation von Messenger ala WhatsApp, Telegram o.ä. möglich
- einmalige oder wiederkehrende Mitgliedergebühren. Gewinne stammen von Neukunden, die man selbst angeworben hat
- die Quelle der Gewinnausschüttungen wird verschleiert
- Bewerbung hauptsächlich von Verdienstmöglichkeiten statt mit Konsumprodukten
- Amortisation der Einschreibegebühr ausschließlich über die Anwerbung neuer Mitglieder
Weitere Links
Weitere Webseiten, welche sich mit illegalen Pyramidenspielen beschäftigen und die schwarzen Schafe auflisten. Man kann dort zum Teil auch unseriöse Firmen melden. Sind aber leider nicht immer ganz aktuell.
Fazit
Nicht immer sind illegale Pyramidensysteme und Schneeballsysteme leicht erkennbar – vor allem für Neueinsteiger nicht – da oftmals ein reales Investment vorgetäuscht wird.
Ein Schneeballsystem liegt dann vor, wenn anstatt eines realen Umsatzes die Gewinne der Teilnehmer durch die Einzahlung neuer Teilnehmer finanziert werden. Gibt es keine neuen Anleger, bricht das System zusammen. Somit kann kein Pyramidensystem langfristig bestehen.
Warnzeichen sind hohe Renditeversprechen und ein ausgefeilter Aufbau von Verdienstmöglichkeiten. Haben Sie das Gefühl, dass der Anbieter vielmehr Vertriebspartner anzulocken möchte und nicht so sehr die Produkte oder seine Dienstleistungen verkaufen will, könnte das auf ein Pyramidenspiel hindeuten.
Auch bei neugegründeten oder in der Pre-Launch befindlichen Unternehmen sollten Sie vorsichtig sein.
Vorsicht sollten Sie auch walten lassen, wenn mit Aussagen wie “Hätten Sie damals investiert wären Sie jetzt Millionär” oder “Die Chance gibt es nur einmal…” auftauchen. Das sind typische Aufmacher von Pyramidenspielen.
Schaut euch auch immer vorher das Impressum des Betreibers an. Weisen die Seiten kein vollständiges Impressum auf, fehlen zB Name oder Telefonnummer oder Adresse, dann stimmt etwas nicht!! Finger weg von solchen Unternehmen.
Falls Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie uns und schreiben Sie hier einen Kommentar, oder durchforsten Sie das Internet, ob schon Erfahrungsberichte über das jeweilige Unternehmen vorliegen.
Jetzt bist du dran. Hast du schon selbst Erfahrungen mit derartigen Systemen gemacht? Falls ja, woran hast du diese erkannt und wie bist du damit umgegangen? Hinterlasse gerne deinen Kommentar. Bitte OHNE Werbelink, danke ;-)
7. Dezember 2017 um 12:44 Uhr
Danke für diesen Artikel. Für ich leider zu spät…
Ich bin vor kurzem leider einem Schneeballsystem aufgesessen. Ich weiss, selbst schuld und naiv wie ich war, glaubte ich, dass ich Bitcoins per Botsystem erzeugen kann. Irrtum: am Anfang hat es gut ausgesehen, aber dann ist der Anbieter von einem Tag auf den anderen verschwunden. Mitsamt den ganzen Einzahlungen und den angeblich erwirtschafteten Gewinn. Schadenssumme alles in allem 1,12042 Bitcoins.
Ich halte jetzt Abstand von derartigen Systemen. Habe mir im September 0.5 Bitcoins gekauft und mine zusätzlich welche. Wenn der Kurs so weitergeht, habe ich bald meinen Schaden wieder herinnen 😉
7. Dezember 2017 um 13:08 Uhr
ja Sarah, so geht es Vielen.
Die Werbeversprechungen sind einfach zu verlockend – besonders dann, wenn man eine neue Einkommensquelle sucht.
Oftmals wird man mit einem geringen Einsatz angelockt, und sobald man im System drinnen ist, soll man nochmals und nochmals investieren und am Besten dann auch gleich die ersten Gewinne reinvestieren. Zum Schluß steht man dann halt oft mit leeren Händen da ….
Wichtig ist, den Kopf nicht hängen zu lassen – was du ja anscheinend nicht gemacht hast *bravo* 🙂
Es gibt genug Möglichkeiten mit seriösen Unternehmen Geld zu verdienen – sowohl hauptberuflich als auch nebenbei.
9. Dezember 2017 um 13:03 Uhr
Auch ich, als eigentlich schon recht erfahrener Networker, bin einem solchen System auf den Leim gegangen und habe einiges an Geld verloren dadurch! Es war aber so geschickt “verpackt” und von Anfang an als bandenmäßiger Betrug geplant, dass es erst auffiel, als es schon zu spät war! War recht bitter!
Aber: Dadurch habe ich eine Lektion erteilt bekommen und bin wieder glücklich und zufrieden in einem seriösen Networkunternehmen!
14. Dezember 2017 um 12:34 Uhr
Hallo Heiko, du sagst es. Vieles ist einfach geschickt verpackt und die Aufmachung ist mehr als verlockend.
Drum prüfe wer sich (ewig) bindet.
Ich kann jedem nur empfehlen, die getätigten Werbeaussagen genauest zu überprüfen und zu hinterfragen, woher eigentlich der Verdienst kommt. Falls kein regelmäßiger Produktverkauf ersichtlich ist wäre ich schon extrem vorsichtig.
Und toll, dass du ein seriöses Unternehmen gefunden hast, mit welchem du zufrieden bist.
14. Dezember 2017 um 13:03 Uhr
Super informativer Artikel.
habe da eine Frage: Sind denn die ganzen Bitcoin Anbieter legal?
Überall auf Facebook sieht man diese Anwerbemaschen und jeder scheint damit zu verdienen. Allerdings bin ich da skeptisch und ich weiß nicht ob ich damit mein Geschäft aufbauen soll. Was ist denn deine Meinung dazu?
15. Dezember 2017 um 17:53 Uhr
Hallo Jörg,
Tja, über die ganzen Bitcoin Anbieter könnte man ein ganzes Buch verfassen, wer denn da legal oder illegal ist. Insofern ist es schon mal gut, dass du skeptisch bist.
Ich kenne natürlich auch nicht alle Bitcoin-Club-Anbieter, aber die meisten sind schlechtweg Schneeballsysteme, und somit illegal.
Im Prinzip erinnert das ganze an die Downline-Builder-Systeme aus den 2000er Jahren. Verdienen tun nur die Erschaffer dieser Systeme, der Rest geht mehr oder weniger leer aus.
Nochmals zur Erinnerung:
Bitcoins-Spekulationen sind kein Geschäft sondern eine Zockerei.
Wenn du schon mit Bitcoins spekulieren willst, dann kauf dir welche.
Falls der Kurs steigt hast du quasi was verdient, falls nicht bleibt dir halt zumindest der entsprechende Wert.
Eine andere Möglichkeit zum Kauf wäre das Minen von Bitcoins. Bei einer Mining Farm kannst du einfach eine Rechenleistung kaufen, und damit für den angegebenen Zeitraum Bitcoins & Co schürfen.
Alle anderen Systemen würde ich an deiner Stelle vergessen, vor allem, wenn man sich nicht auskennt. Egal was dir diese vorrechnen.
19. Dezember 2017 um 13:39 Uhr
Wow spitze Artikel. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Selbst meine Frau, welche sonst immer skeptisch ist, ist vor einiger Zeit einem Ponzosystem aufgesessen. Wenigstens hat sich der finanzielle Verlust im Rahmen gehalten …
11. Januar 2018 um 18:07 Uhr
Da hast du recht Fritz. Vorsichtig genug kann man nie sein.
Aber es lernen immer mehr Leute daraus und erkunden sich vorher, ob die angebotenen Systeme legal sind. Das zeigen allein die Anfragen, welche ich tätlich bekomme.
1. Februar 2018 um 12:23 Uhr
Für alle Bitcoin Aposteln.
Hier mal ein gutes und aktuelles Beispiel für ein illegales Schneeballsystem im deutschprachigen Raum. Ich glaube die Betreiber waren sogar Österreicher.
https://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/5363950/Ermittlungen-gegen-Optioment_Ein-BitcoinPyramidenspiel-aus
Bei Optioment dürften seit über 2 Monaten keine Gelder mehr ausbezahlt werden. Die eingezahlten Gelder gelten als verloren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen die Betreiber .
BTW: super Artikel